Samstag, 15. November 2008

Why does it always rain on me?

Nie hat ein Lied meine Gedanken so sehr wiedergespiegelt, als jenes von der wunderbaren Band Travis. Es spielte vor nicht allzu lange Zeit genau in dem Moment, als ich Famila betrat. Es spielte noch immer, als ich den Laden wieder verließ. Und es passte so unglaublich gut zur Situation, dass ich mir ernsthaft Gedanken darüber machte, ob mich irgendeine höhere Macht verarschen wollte.

Vorweg: Ja, das Wetter in Kiel ist wieder einmal unter aller Sau. Es stürmt, es regnet (ach, nein, wirklich?!), es ist kalt, es ist eklig. Nie verabscheue ich die Tage in Kiel mehr, als bei so einem Wetter. Und ich erwähne dazu, dass ich Kiel als Stadt und derzeitigen Wohnsitz absolut toll finde - nur eben nicht, wenn das Wetter so schrecklich beschissen ist wie momentan.

Das typische Novemberwetter, ja, es kommt alle Jahre wieder - und trotzdem hängt es mir jetzt schon wieder zum Hals heraus. Der goldene Herbst ist längst vorbei - wie sollen sich die schönen bunten Blätter auch an den Bäumen halten, bei diesem Sturm? Ich würde sie ja alle einzeln mit Uhukleber wieder ankleben, aber soviel Zeit habe ich dann nun doch nicht. Das sind eben Urgewalten, gegen die ich als bedeutungsloser Mensch nichts ausrichten kann. Ich muss mich einfach damit abfinden, so schwer es mir auch fällt. Ich weiß ja, dass ich da draußen nicht alleine bin mit meinen Beschwerden.

Alleine fühle ich mich momentan wegen einer anderen Sache. Denn nein, das blöde Wetter ist nicht der einzige Grund, warum ich mit dem Travis-Lied indentifiziere. Das Wetter ist ein Problem, das wir alle haben. Ich hingegen habe gerade mein eigenes:

Mein Auto liegt im Koma.

Ja, so kann man das ausdrücken. Der kleine Kirk, mein Ein und Alles, ist klinisch tot. Er fährt nicht mehr. Sein Herz ist zu schwach. Nein, nicht einmal zu schwach. Es ist tot. Weniger metaphorisch ausgedrückt: Der Motor springt nicht an, die Batterie ist mehr als nur leer oder anderweitig kaputt.

Gestern, verabredet zum Mensaessen mit Freunden, gehe ich zu ihm, um ihn wieder mal ein wenig hin und her zu bewegen. Ich setze mich hinters Steuer, schnalle mich an, drehe den Schlüssel im Zündschloss und warte, dass die gelbe Airbag-Lampe erlischt. Sie tut es, ich schalte das Licht an, mache das Radio etwas lauter, trete die Kupplung und drehe den Zündschlüssel noch einmal. Plötzlich flackern alle erdenklichen Lichter auf und alles, was ich höre, ist ein ominöses, ratterndes "Klack.Klack.Klack." anstelle des üblichen Röhren des anspringenden Motors. Ich stutze, versuche es noch einmal. Wieder nur das blöde Klacken. Mittlerweile merke ich, dass es auch mein Radio entschärft hat. Dieses - wie üblich, wenn es vom Strom genommen wird - bittet mich, den Keycode einzugeben, um es wieder funktionstüchtig zu machen. Doch das registriere ich alles erst viel später. Ich versuche es ein drittes Mal, aller guten Dinge sind drei. Doch die Hoffnung schwindet.

Klack.Klack.Klack.

Ein seltsames Geräusch, das den klinischen Tod meines geliebten Autos untermalt.
Da ich nebenbei auch noch im Hinterkopf habe, dass ich in zehn Minuten an der Mensa verabredet bin, drehe ich den Schlüssel zurück und ziehe ihn aus dem Schloss. Ein paar Minuten verstreichen, ehe ich den Bus in einiger Entfernung erkenne. Als ich aus dem Auto stieg, wie in Gedanken abschloss und schließlich auf den an der gegenüber liegenden Haltestelle haltenden Bus zuhetzte, wusste ich, dass ich komplett neben mir stand. Ein einziger Gedanke huschte durch meinen Kopf.

Mein Kleiner springt nicht an.

Noch unter Schock stehend, schreibe ich eine SMS, dass ich etwas später kommen würde. Die rationale Begründung spiegelt den einzigen Gedanken in meinem Kopf wieder. Irgendwie schaffe ich es mit nur fünf Minuten Verspätung zur Mensa, durch den Regen, mindestens einen Kilometer zurücklegend, da ich den falschen Bus genommen hatte. Irgendwie war ich dann da, durchnässt, wörtlich vom Winde verweht. Und der einzige Gedanke blieb in meinem Kopf. Ich teilte mich meinen Freunden mit, lernte, den Gedanken in die hinterste Ecke meines Schädels zu verbannen. Sie gaben mir Tipps, gutgemeinte, es half nichts. Ich wusste nicht weiter. Also versuchte ich zu verdrängen. Den ganzen Tag, bis ich spätabends wieder mit dem Bus nach Hause fuhr und dabei an meinem Auto vorbei kam.

Es ging nicht anders, ich musste mich noch einmal von seiner Gesundheit (seiner Krankheit) überzeugen. Ich schloss die Tür auf, setzte mich hinein und steckte den Schlüssel ins Schloss. Ich wartete eine geschlagene Minute, ehe ich die Kupplung trat und den Motor zu starten versuchte.

Für den Bruchteil einer Sekunde jaulte er auf und gab mir Hoffnung. Er klang fast normal - doch dann...

Klack.Klack.Klack.

Ich war sehr froh über die mich umgebende Dunkelheit in diesem Moment. Denn es ging plötzlich gar nichts mehr. Es war wie in einem Film. Draußen tröpfelten Regentropfen auf die Windschutzscheibe. Zusammen mit den Schlieren am Fenster gönnte ich mir einen Moment der Trauer. Man möge mich für über-sensibel, komplett gestört oder depressiv halten. Alles was ich in diesem Moment wahrnahm, war die bröckelnde Fassade meiner Unabhängigkeit. Der Freiheit, die ich so sehr schätzte. Mit dem Herztod meines Autos fiel ein Teil meiner Selbst ins Koma.

Denn nein, mein Auto, mein über alles geliebter Kirk, ist so viel mehr als ein bloßes Stück Blech. Ich habe zu viel mit ihm durchgemacht, als dass ich ihn jemals als solches betiteln würde. Er ist nicht nur eine Möglichkeit, von A nach B zu kommen, er ist ein Stück Freiheit. Ebenso ist er ein Stück Heimat, das ich mit mir nach Kiel genommen hatte. Dass er mich gerade hier, gerade jetzt allein lassen muss, brach mir das Herz. Meine Welt stürzte in dem Moment ein wenig in sich zusammen.

Man möge das alles für extrem-melodramatisch halten, aber ich meine es Ernst. Für mich ist mein kleiner roter Fiesta mehr als nur ein Auto. Seit vier Jahren fahre ich mit ihm, seit vier Jahren waren wir so gut wie unzertrennlich. Für mich war er der Inbegriff von Freiheit. Und das ist er heute auch noch, ich sollte wirklich nicht von ihm in der Vergangenheit reden. Er lebt noch, er braucht nur ein neues Herz, das zu bekommen, meine nächste Aufgabe ist. Denn im Grunde sehe ich das Ganze wieder viel zu tragisch, das sehe ich ja ein. Er ist eine Maschine und Maschinen brauchen ab und zu Ersatzteile. Maschinen kann man reparieren. Hoffentlich.

Ich wüsste nicht, was ich ohne ihn machen sollte. Ich brauche meinen kleinen Roten.

Und so kommen wir zurück zum Anfang. Why does it always rain on me? Ich weiß es nicht. Ich wusste es nicht, als ich heute vormittag abermals zu ihm gegangen bin, um abermals zu testen, ob er nicht vielleicht doch nur einen kurzzeitigen Schnupfen hatte. Hatte er nicht. Das Klack.Klack.Klack. war auch heute alles was ich hörte. Zumindest konnte ich das Radio dank Keycode wieder in Gang bringen. Aber was nützt mir ein Auto, das ein funktionstüchtiges Radio hat, sich aber nicht vom Fleck bewegt?

Mit dieser Frage stapfte ich durch den Regen und erledigte zu Fuß, was ich sonst in seiner Gegenwart hatte tun wollen. Der Sturm zerrte an meinem Regenschirm und ich fragte mich unweigerlich, wozu ich einen Regenschirm mit hatte, wenn ich nichtsdestotrotz durchnässt wurde. Zombieartig erledigte ich meine Einkäufe und musste immer wieder an meinen armen Kleinen denken. Es war der Regen, der Sturm und die Tatsache, dass ich vor dem leergeräumten Aldi an der Hohenrade stand und mich fragte, wieso die blöden Leute diesen Laden einfach ohne Vorwahnung schließen musste, als ich wusste, dass der heutige Tag ein Scheißtag war. Dann betrat ich den ebenfalls bald schließenden Famila und hörte Travis.

Und da wusste ich:
there's only one thing left to do: get wasted!
Auf einen feuchtfröhlichen Samstagabend!

Sonntag, 22. Juni 2008

Der Sinn des Lebens

Der Sinn des Lebens. Was für eine Phrase. Im Grunde sind es nur ein paar Worte, denen man eine ungeheure Bedeutung zugemessen hat. Das ist ja meistens so mit großen Worten. Es mögen große Worte sein, aber ob sie tatsächlich eine ebenso große Bedeutung haben, liegt immer nur an demjenigen, der ihnen diese Bedeutung zuspricht. Denn ein Wort ist ein Wort ist ein Wort ist ein Wort. Ein Wort eben. Diesmal sind es vier. Zwei Artikel und zwei Nomen. Artikel plus Nomen plus Artikel plus Nomen. Der. Sinn. Des. Lebens. Wessen Sinn? Der des Lebens. Soviel zur grammatikalischen Bedeutung. Doch was ist mit der anderen Bedeutung, der Semantik hinter den vier simplen Wörtern, die nur zusammen gesehen tatsächlich eine Bedeutung haben und somit als Worte bezeichnet werden können.

Die Bedeutung des Sinn des Lebens. The meaning of the meaning of life. Klingt doppeltgemoppelt. Wirkt also umso bedeutender. Was ist aber der Sinn des Lebens? Und welche Bedeutung misst man ihm zu?

Der Sinn. Wenn etwas Sinn ergibt, ist es gut und richtig. Wenn etwas einen Sinn hat, ist es auch gut und richtig. Der Sinn des Lebens muss also etwas gutes und richtiges sein. Ein Lebensziel. Eine Aufgabe, die etwas bewirkt. Von dem man sagen kann, ja, ich habe etwas im Leben geschafft. Ich habe meinen Teil für die Welt getan. Ich habe gut und richtig gelebt. Ja und wie lebt man gut und richtig? Indem man eine Aufgabe hat, ein Ziel?

Was, wenn sich dieses Ziel aber nicht so einfach zeigen möchte? Was ist die Lebensaufgabe eines Menschen? Ist es ein erfolgreiches Leben zu führen? Einen Job zu haben und viel Geld zu verdienen? Eine Familie zu gründen, zu heiraten, Kinder in die Welt zu setzen? Ist das der Sinn der Lebens? Blickt man sich in der Welt um, scheint diese Variante sehr populär zu sein.

Aber ist das alles? Natürlich gestaltet sich der erwähnte Lebensplan jedes Mal anders. Vor dem Job kann noch eine Ausbildung kommen, ein langjähriges Studium, etwas, um sich die Zeit zwischen Kindheit und Erwachsensein so produktiv wie möglich zu vertreiben. Aber ist das denn wirklich alles?

Wir werden geboren, wir werden größer, wir gehen zum Kindergarten, in die Schule, machen vorzugsweise Abitur und besuchen dann eine Universität oder machen eine Ausbildung. Und dann? Geht es am Ende nicht darum, so schnell wie möglich einen Job zu finden, um sich das Leben zu finanzieren, um diesem dann überhaupt erst einen Sinn geben zu können?

So läuft das in der Welt. Es gibt keinen Sinn des Lebens. Der Sinn ist es, sich ernähren zu können, leben zu können. Wenn das der Sinn ist, sollte es diesen Sinn gar nicht erst geben. Der Sinn des Lebens sollte nicht das Leben an sich sein. Oder? Aber braucht man tatsächlich einen Job, einen Ring am Finger, ein Kind an der Backe und Geld in der Tasche, um leben zu können? Es muss nicht alles auf einmal sein, aber ja, leider braucht man heutzutage einiges, um sich sein Leben lebenswert zu machen. Um der ganzen Existenz einen Sinn zu geben.

Nur was, wenn das große Haus am Meer, der dicke Sportwagen in der Auffahrt, der glänzende Ring an der Hand, das süße Kind in seinem Zimmer, der tolle Job, die schönen Studienjahre, die bleibenden und gehenden Freundschaften, ... nicht genug sind, um den Sinn aus der Reserve zu locken? Was, wenn all diese Dinge das Leben nicht lebenswerter machen? Was, wenn der Sinn des Lebens tatsächlich gar nicht existiert und man im Grunde nur seine Zeit absitzt, um am Ende trotzdem den Löffel abzugeben?

Macht es den Tod, das Lebensende, sinnvoller, wenn man den Weg dorthin mit materiellen und nicht materiellen Dingen pflastert? Ich habe das Gefühl, dass die meisten Menschen an dieser Stelle nicken würden, zustimmend, dass ebendies der Sinn des Lebens ist.

Aber warum sitze ich dann hier und schüttle meinen Kopf?

Sonntag, 18. Mai 2008

Ernst ist doof

Drei Monate später.


Das Buch ist längst wieder in der Versenkung verschwunden. Grund: Zu viele Ideen, zu kleiner Ausguss, wenig Zeit, Schreibblockade. Naja, es wird sowas wie ein Lebensprojekt und das Leben ist lang. Bin ja auch noch zwei Monate 21. Danach wirds eng. Dann gehts steil auf die 30 zu. Und wo das endet, wissen wir ja alle.

Ich prokrastiniere immer noch. Ständig. Meistens im Internet. Man entdeckt ja so viele neue Dinge. Ich entdecke YouTube mehr und mehr für mich. Nachdem ich coldmirrors Harry Potter Synchronisationen zum hundertsten gehört/geguckt hab, bin ich auf smosh umgestiegen. Genau meine Tasse Humor. Und schick anzusehen sind die zwei auch. Und damit meine ich natürlich den Grad der Professionalität in ihren Videos. Mittlerweile kenn ich die Videos jedoch auch schon auswendig, was mich auf die Suche nach neuen Hobbies bringt. Obwohl ich wohl noch nen Monat mit den Videos auskommen könnte, wie ich mich kenne. Aber danach?

Danach könnte man ja mal was für die Uni machen. Habe noch zwei Referate vor mir. Das nächste in genau zwei Wochen. Also morgen in zwei Wochen. Und ich habe noch absolut gar nichts dafür gemacht. Das ist ne Einstellung. Dafür habe ich mit Bravur mein erstes Referat überlebt. Dafür mal eben schnell selbst auf die Schulter gekloppt. ... aua. Jedenfalls, ja, ich habe meine Referatsphobie wohl mehr oder weniger überstanden. Es ist gar nicht mal soo hart. DENN die Leute in den Uni-Kursen siehst du vielleicht eh nie wieder. Oder sie haben so ein löchriges Gedächtnis wie ich und vergessen mich vielleicht sowieso bald. Alles gut. Uni ist toll. Diese Anonymität ist einfach nur herrlich.

Es ist viel passiert in diesen Monaten. Einiges, worüber ich nicht rede, anderes, worüber ich gerne berichte, weil es nicht annähernd so spannend/bewegend/erschütternd wie das "Einiges" sein wird. Ich war das erste Mal auf der Nordseeinsel Föhr und habe gelernt, dass die Nordsee doch gar nicht mal so schlecht ist. Obwohl ich weiterhin Ostseefan bleibe. Ist schließlich mein Heimatgewässer. Einmal Ostsee, immer Ostsee, ne?
Außerdem habe ich in dieser Zeit eine Million neue Lieblingsbands für mich entdeckt. Da wären: The Zutons, The Fratellis, The Coral (mit denen ich gleichzeitg meine wieder-zum-Leben-erweckte Leidenschaft für Scrubs teile), Family Force 5, 30 Seconds to Mars (ja, ich gebe es endlich zu: Jared Leto ist toll - obwohl ich ihn als Schauspieler nicht so spannend fand), Danko Jones, Kings of Leon, Buckcherry (die letzten beiden verbinde ich mit meinem neuen Job als Shia LaBeouf-Fangirl, nachdem ich prokrastinierenderweise zum 1000mal Disturbia geguckt habe) und The Hoosiers. Okay, es waren nicht eine Million, aber fast. Und diese "paar" sind genial und ich erwarte zukünftig Großes von jedem von ihnen. Vielleicht sogar ein Konzert in meiner Nähe. Wäre das toll.
Vorher gehts zu Indiana Jones 4 in die Kinos, in dem nicht nur mein Kindheitsidol und meine ich-steh-schon-mit-14-auf-alte-Männer-Schwärmerei Harrison Ford mitspielt (D'UH!), sondern, man glaubt es kaum, auch der tolle Shia LaBeouf mit dem Hundeblick! Kann es besser kommen? Kaum, aber am Dienstag gehts zum neuen Colin-Farrell-Film, in dem Colin endlich wieder die richtige Frisur hat. Ach und in den neuen Patrick-Dempsey-Film muss ich natürlich auch. Nachdem Grey's Anatomy in die Sommerpause (BÖSE!) gegangen ist, braucht man doch die übliche Dosis McDreamy.

Man merkt, ich führe ein geradezu oberflächliches Leben. Aber, mal ehrlich, ab und an ist es gesünder, sich Fangirlartig über das Aussehen bestimmter Menschen auszulassen und jeden Tag neue Bands für sich zu entdecken, als dem Ernst des Lebens ins Auge zu blicken. Ich mag Ernst nicht. Ernst ist doof und hat keine schönen Augen!

Samstag, 23. Februar 2008

Der Traum vom Buch

Ein Traum ist ja im Grunde nichts weiter als ein Hirngespinst; etwas, das im Kopf entsteht, irgendwo zwischen Synapsen und Gehirnmasse, was biologisch gesehen sicherlich extrem eklig aussieht. Es entsteht also irgendwo im Schädel - und dann? Bahnt es sich den Weg in die Blutbahn oder ins Herz oder sonst wohin? Nicht wirklich. Ein Traum bleibt im Kopf, denn da gehört er als Traum auch hin. Woanders nützt uns ein Traum gar nichts.
Was ist aber ein Traum? Etwas, das uns nachts im Schlaf heimsucht oder etwas, das uns auch tagsüber beschäftigt? Sicherlich auch. Aber ein Traum ist vor allem etwas, das man sich wünscht. Nicht vom Weihnachtsmann oder Osterhasen oder von den Eltern oder Freunden zum Geburtstag, sondern von dem, der irgendwie die Fäden zieht. Nicht Gott, nein. Der kann da nicht helfen. Irgendwer anders. Keine Ahnung wer.
Der Traum vom Wunsch also. Ja, was wünscht man sich also? Ich wünsche mir ein Buch. Denn neben dem Entstehen des Traumes von einem Buch entstehen in meinem Hirn auch Ideen, die ich meistens in irgendeiner Form niederschreibe. Einfach so, für mich, für andere, für wen auch immer, den es interessiert. Meist in relativ kurzer und unvollständiger Form, denn mein Gehirn arbeitet leider relativ schnell und entwickelt immer viele Dinge auf einmal. Deswegen rede ich manchmal auch sehr schnell, einfach, damit ich alles, was mir im Kopf herumgurkt, auch schnell wieder loswerde und abhandele.

Mit so einem Buch ist das etwas komplizierter. Sich ein Buch zu wünschen ist relativ simpel. Nein, ich gehe nicht in den Laden und kaufe es mir. Ich will es selber machen. Schreiben. Vermarkten und verlegen können es gerne andere Leute, weil ich davon keine Ahnung hab. Das Schreiben an sich stellt jedoch eine Hürde nach der anderen auf, über die es zu springen gilt, ohne sich blaue Flecken oder Knochenbrüche zu holen. Die Idee ist simpel; es ist alles im Kopf, es will nur auch aufs Papier oder neumodischer auf den Computerbildschirm. Die dumme, dumme Umsetzung ist es manchmal, die so ein Projekt zum Scheitern bringt. Da hinterfragt man nicht nur die eigentlich eingefleischte Benutzung der deutschen Grammatik, sondern auch, ob das, was im Hirn so toll erschien, auf dem Papier überhaupt funktioniert. Sei es wegen der Logik, die plötzlich gar nicht mehr logisch rüberkommt, oder wegen den einfachsten Wortgruppen.
Da sitzt man z.B. stundenlang vor der Formulierung des "klappernden Schlüssels" - klappert ein Schlüssel wirklich? Oder rasselt er? Rattert er vielleicht sogar? Klickt er? Klackt er? Was für ein Geräusch macht ein verdammter Schlüssel, wenn er mit anderen verdammten Schlüsseln aufeinander prallt?! Ich weiß es nicht. Sowas frustriert im Grunde nur und hält den Schaffensprozess auf. Aber man fragt es sich trotzdem.

Ich möchte also ein Buch schreiben. Ich habe schon einmal ein "Buch" geschrieben, das aber gar kein Buch wurde, sondern eine von vielen unfertigen Geschichten. Dabei war die Geschichte für meine Verhältnisse schon extrem ausführlich. Allerdings haperte es dann an der Überarbeitung. An Logikfehlern, die erst Jahre, nach dem ich sie kreiert hatte, zum Vorschein kamen und alles zerstörten. Es ist immer eine ganz üble Angelegenheit, wenn man ein so umfangreiches Projekt in den Wind schießen muss, weil einfach nichts mehr funktioniert. Hunderte von Seiten und nichts ist mehr zu gebrauchen. Alles muss anders, alles muss neu. Da hilft keine Überarbeitung mehr. Ganz von vorne musste ich anfangen.
Anfangs war ich mutlos und entmutigt, was im Grunde das Gleiche ist, aber trotzdem. Noch so eine Schwäche meinerseits. Egal. Jedenfalls musste ich mich von dem Projekt verabschieden, da es keinen Zweck hatte, alles zu verbessern. Es ging einfach nicht.

Und so folgte nach etlichen Monaten der Mutlosigkeit, Frustration und Gedankenknappheit der Neubeginn. Ganz von vorne. Neue Figuren, neue Umgebung, neue Geschichte (allerdings mit alten Elementen versehen, die ich dann doch nicht einfach so im Stich lassen konnte). Alles neu, alles viel ausführlicher. Figurenkonstellationen und -charakterisierungen gleich vorweg, ein Stadtplan musste auch her; Recherchen, wo immer Recherchen gut sein könnten; alles ganz penibel zusammengestellt, bevor ich überhaupt ein einziges Wort geschrieben hatte. Ich war immer ein Feind von Storyboards und zu genauen Details gewesen, mittlerweile finde ich es tatsächlich hilfreich, mir so viele Randnotizen wie möglich zu machen, um gleich vorweg jegliche Logikfehler zu vermeiden.

Jetzt heißt es nur, all das zusammenzuwürfeln und in ordentliche Sätze zu packen. Alles niederzuschreiben, was im Hirn rumfleucht, dabei den Überblick zu bewahren und außerdem versuchen, das Ganze durchzuhalten. Dafür sind Semesterferien relativ gut! Nur so ein Buch schreibt sich nicht in ein paar Monaten. Aber der Traum bleibt. Und darum geht es. Den Traum im Blick zu behalten, das Ziel, das Resultat. Irgendwann wird es dann soweit sein. Hoffe ich. Bis dahin zermartere ich mir weiter das Hirn über die vorteilhafte Dekoration eines Raumes, die Anordnung von Bäumen in einem Wald, die Geräusche dummer Gegenstände und den richtigen Gebrauch der deutschen Grammatik. Memo an mich selbst: Plusquamperfekt wiederholen. Man weiß ja nie.

Dienstag, 15. Januar 2008

Nachtaktive Prokrastination

Wie überwindet man Schlaflosigkeit?


Man bleibt einfach wach. Fern vom Bett, in dem man sich sowieso nur umherwälzen würde. Wachgehalten oder abgelenkt durch diverse Aktivitäten, die das Internet so bietet. Musik hören und Nachbarn ärgern (als Revenge zu deren mir suspekten Geräuschen); Yatzy auf king.com mit irgendwelchen Leuten spielen, die auch nicht schlafen können oder gerade erst internationalerweise aufgestanden sind; durch diverse Foren wandeln und Spuren hinterlassen; irgendeinen Scheiß machen/gucken/lesen; im studiVZ die beklopptesten Gruppen durchforsten oder Leute bespannern.
Sinnlos. Definitiv sinnlos. Aber sinnvoller als sich unmüde ins Bett zu legen.

Ja, so mache ich das mit der Insomnia seit einer ganzen Weile. Das Studentenleben bietet sich dafür auch perfekt an. Die meisten meiner Veranstaltungen sind nachmittags, aber auch an Tagen wo ich schon relativ zeitig (=ab um 8 bzw. 10) aufstehen muss, bleibe ich die Nacht davor nachtaktiv. Denn meiner sehr naiven Logik folgend, bin ich nicht mehr schon um 8 wach, sondern erst um 10, wenn ich beispielsweise um 2 ins Bett gehe. Ist dieselbe Anzahl an Schlafstunden, aber mir gibt es das Gefühl, als hätte ich länger geschlafen. Ja, Logik. In Physik und Mathe war ich schon immer eine Niete. Vollkommen egal, denn ich fühle mich morgens/mittags wacher und ausgeschlafener als zuvor.

Danke Schlaflosigkeit! Danke Internet.

Und so gebe ich mich wieder dem sinnlosen Herumsurfen hin. Um die Zeit tot zu schlagen. Muss ja morgen eh erst um 16 Uhr zur Uni. Man, hab ich ein Leben! Aber die 6 dicken Klausuren, die in weniger als nem Monat anstehen, sind trotzdem doof. Und wie ich mich kenne, wird sich mein prokrastinierendes Selbst dann wieder nächtelang vorm PC ausruhen, bis es zu spät ist. Aber nächstes Semester wird alles anders!
Das hab ich schon im letzten Semester gesagt. Aber muss ja keiner wissen!