Samstag, 23. Februar 2008

Der Traum vom Buch

Ein Traum ist ja im Grunde nichts weiter als ein Hirngespinst; etwas, das im Kopf entsteht, irgendwo zwischen Synapsen und Gehirnmasse, was biologisch gesehen sicherlich extrem eklig aussieht. Es entsteht also irgendwo im Schädel - und dann? Bahnt es sich den Weg in die Blutbahn oder ins Herz oder sonst wohin? Nicht wirklich. Ein Traum bleibt im Kopf, denn da gehört er als Traum auch hin. Woanders nützt uns ein Traum gar nichts.
Was ist aber ein Traum? Etwas, das uns nachts im Schlaf heimsucht oder etwas, das uns auch tagsüber beschäftigt? Sicherlich auch. Aber ein Traum ist vor allem etwas, das man sich wünscht. Nicht vom Weihnachtsmann oder Osterhasen oder von den Eltern oder Freunden zum Geburtstag, sondern von dem, der irgendwie die Fäden zieht. Nicht Gott, nein. Der kann da nicht helfen. Irgendwer anders. Keine Ahnung wer.
Der Traum vom Wunsch also. Ja, was wünscht man sich also? Ich wünsche mir ein Buch. Denn neben dem Entstehen des Traumes von einem Buch entstehen in meinem Hirn auch Ideen, die ich meistens in irgendeiner Form niederschreibe. Einfach so, für mich, für andere, für wen auch immer, den es interessiert. Meist in relativ kurzer und unvollständiger Form, denn mein Gehirn arbeitet leider relativ schnell und entwickelt immer viele Dinge auf einmal. Deswegen rede ich manchmal auch sehr schnell, einfach, damit ich alles, was mir im Kopf herumgurkt, auch schnell wieder loswerde und abhandele.

Mit so einem Buch ist das etwas komplizierter. Sich ein Buch zu wünschen ist relativ simpel. Nein, ich gehe nicht in den Laden und kaufe es mir. Ich will es selber machen. Schreiben. Vermarkten und verlegen können es gerne andere Leute, weil ich davon keine Ahnung hab. Das Schreiben an sich stellt jedoch eine Hürde nach der anderen auf, über die es zu springen gilt, ohne sich blaue Flecken oder Knochenbrüche zu holen. Die Idee ist simpel; es ist alles im Kopf, es will nur auch aufs Papier oder neumodischer auf den Computerbildschirm. Die dumme, dumme Umsetzung ist es manchmal, die so ein Projekt zum Scheitern bringt. Da hinterfragt man nicht nur die eigentlich eingefleischte Benutzung der deutschen Grammatik, sondern auch, ob das, was im Hirn so toll erschien, auf dem Papier überhaupt funktioniert. Sei es wegen der Logik, die plötzlich gar nicht mehr logisch rüberkommt, oder wegen den einfachsten Wortgruppen.
Da sitzt man z.B. stundenlang vor der Formulierung des "klappernden Schlüssels" - klappert ein Schlüssel wirklich? Oder rasselt er? Rattert er vielleicht sogar? Klickt er? Klackt er? Was für ein Geräusch macht ein verdammter Schlüssel, wenn er mit anderen verdammten Schlüsseln aufeinander prallt?! Ich weiß es nicht. Sowas frustriert im Grunde nur und hält den Schaffensprozess auf. Aber man fragt es sich trotzdem.

Ich möchte also ein Buch schreiben. Ich habe schon einmal ein "Buch" geschrieben, das aber gar kein Buch wurde, sondern eine von vielen unfertigen Geschichten. Dabei war die Geschichte für meine Verhältnisse schon extrem ausführlich. Allerdings haperte es dann an der Überarbeitung. An Logikfehlern, die erst Jahre, nach dem ich sie kreiert hatte, zum Vorschein kamen und alles zerstörten. Es ist immer eine ganz üble Angelegenheit, wenn man ein so umfangreiches Projekt in den Wind schießen muss, weil einfach nichts mehr funktioniert. Hunderte von Seiten und nichts ist mehr zu gebrauchen. Alles muss anders, alles muss neu. Da hilft keine Überarbeitung mehr. Ganz von vorne musste ich anfangen.
Anfangs war ich mutlos und entmutigt, was im Grunde das Gleiche ist, aber trotzdem. Noch so eine Schwäche meinerseits. Egal. Jedenfalls musste ich mich von dem Projekt verabschieden, da es keinen Zweck hatte, alles zu verbessern. Es ging einfach nicht.

Und so folgte nach etlichen Monaten der Mutlosigkeit, Frustration und Gedankenknappheit der Neubeginn. Ganz von vorne. Neue Figuren, neue Umgebung, neue Geschichte (allerdings mit alten Elementen versehen, die ich dann doch nicht einfach so im Stich lassen konnte). Alles neu, alles viel ausführlicher. Figurenkonstellationen und -charakterisierungen gleich vorweg, ein Stadtplan musste auch her; Recherchen, wo immer Recherchen gut sein könnten; alles ganz penibel zusammengestellt, bevor ich überhaupt ein einziges Wort geschrieben hatte. Ich war immer ein Feind von Storyboards und zu genauen Details gewesen, mittlerweile finde ich es tatsächlich hilfreich, mir so viele Randnotizen wie möglich zu machen, um gleich vorweg jegliche Logikfehler zu vermeiden.

Jetzt heißt es nur, all das zusammenzuwürfeln und in ordentliche Sätze zu packen. Alles niederzuschreiben, was im Hirn rumfleucht, dabei den Überblick zu bewahren und außerdem versuchen, das Ganze durchzuhalten. Dafür sind Semesterferien relativ gut! Nur so ein Buch schreibt sich nicht in ein paar Monaten. Aber der Traum bleibt. Und darum geht es. Den Traum im Blick zu behalten, das Ziel, das Resultat. Irgendwann wird es dann soweit sein. Hoffe ich. Bis dahin zermartere ich mir weiter das Hirn über die vorteilhafte Dekoration eines Raumes, die Anordnung von Bäumen in einem Wald, die Geräusche dummer Gegenstände und den richtigen Gebrauch der deutschen Grammatik. Memo an mich selbst: Plusquamperfekt wiederholen. Man weiß ja nie.