Sonntag, 22. Juni 2008

Der Sinn des Lebens

Der Sinn des Lebens. Was für eine Phrase. Im Grunde sind es nur ein paar Worte, denen man eine ungeheure Bedeutung zugemessen hat. Das ist ja meistens so mit großen Worten. Es mögen große Worte sein, aber ob sie tatsächlich eine ebenso große Bedeutung haben, liegt immer nur an demjenigen, der ihnen diese Bedeutung zuspricht. Denn ein Wort ist ein Wort ist ein Wort ist ein Wort. Ein Wort eben. Diesmal sind es vier. Zwei Artikel und zwei Nomen. Artikel plus Nomen plus Artikel plus Nomen. Der. Sinn. Des. Lebens. Wessen Sinn? Der des Lebens. Soviel zur grammatikalischen Bedeutung. Doch was ist mit der anderen Bedeutung, der Semantik hinter den vier simplen Wörtern, die nur zusammen gesehen tatsächlich eine Bedeutung haben und somit als Worte bezeichnet werden können.

Die Bedeutung des Sinn des Lebens. The meaning of the meaning of life. Klingt doppeltgemoppelt. Wirkt also umso bedeutender. Was ist aber der Sinn des Lebens? Und welche Bedeutung misst man ihm zu?

Der Sinn. Wenn etwas Sinn ergibt, ist es gut und richtig. Wenn etwas einen Sinn hat, ist es auch gut und richtig. Der Sinn des Lebens muss also etwas gutes und richtiges sein. Ein Lebensziel. Eine Aufgabe, die etwas bewirkt. Von dem man sagen kann, ja, ich habe etwas im Leben geschafft. Ich habe meinen Teil für die Welt getan. Ich habe gut und richtig gelebt. Ja und wie lebt man gut und richtig? Indem man eine Aufgabe hat, ein Ziel?

Was, wenn sich dieses Ziel aber nicht so einfach zeigen möchte? Was ist die Lebensaufgabe eines Menschen? Ist es ein erfolgreiches Leben zu führen? Einen Job zu haben und viel Geld zu verdienen? Eine Familie zu gründen, zu heiraten, Kinder in die Welt zu setzen? Ist das der Sinn der Lebens? Blickt man sich in der Welt um, scheint diese Variante sehr populär zu sein.

Aber ist das alles? Natürlich gestaltet sich der erwähnte Lebensplan jedes Mal anders. Vor dem Job kann noch eine Ausbildung kommen, ein langjähriges Studium, etwas, um sich die Zeit zwischen Kindheit und Erwachsensein so produktiv wie möglich zu vertreiben. Aber ist das denn wirklich alles?

Wir werden geboren, wir werden größer, wir gehen zum Kindergarten, in die Schule, machen vorzugsweise Abitur und besuchen dann eine Universität oder machen eine Ausbildung. Und dann? Geht es am Ende nicht darum, so schnell wie möglich einen Job zu finden, um sich das Leben zu finanzieren, um diesem dann überhaupt erst einen Sinn geben zu können?

So läuft das in der Welt. Es gibt keinen Sinn des Lebens. Der Sinn ist es, sich ernähren zu können, leben zu können. Wenn das der Sinn ist, sollte es diesen Sinn gar nicht erst geben. Der Sinn des Lebens sollte nicht das Leben an sich sein. Oder? Aber braucht man tatsächlich einen Job, einen Ring am Finger, ein Kind an der Backe und Geld in der Tasche, um leben zu können? Es muss nicht alles auf einmal sein, aber ja, leider braucht man heutzutage einiges, um sich sein Leben lebenswert zu machen. Um der ganzen Existenz einen Sinn zu geben.

Nur was, wenn das große Haus am Meer, der dicke Sportwagen in der Auffahrt, der glänzende Ring an der Hand, das süße Kind in seinem Zimmer, der tolle Job, die schönen Studienjahre, die bleibenden und gehenden Freundschaften, ... nicht genug sind, um den Sinn aus der Reserve zu locken? Was, wenn all diese Dinge das Leben nicht lebenswerter machen? Was, wenn der Sinn des Lebens tatsächlich gar nicht existiert und man im Grunde nur seine Zeit absitzt, um am Ende trotzdem den Löffel abzugeben?

Macht es den Tod, das Lebensende, sinnvoller, wenn man den Weg dorthin mit materiellen und nicht materiellen Dingen pflastert? Ich habe das Gefühl, dass die meisten Menschen an dieser Stelle nicken würden, zustimmend, dass ebendies der Sinn des Lebens ist.

Aber warum sitze ich dann hier und schüttle meinen Kopf?