Freitag, 30. Oktober 2009

Abenteuer Straßenverkehr

Episode 1: Warum Männer nur meckern können

Situation: Frau parkt auf einer vielbefahrenen Straße, wo selten mal Löcher dafür sind, aus und wird erstmal von Mann deswegen runtergemacht.
Machen wirs konkret: ich parkte direkt vorm Rossmann in der Holtenauer Straße Ecke Elendsredder. So. Steige in mein Auto, schalte den Motor ein, lege den Rückwärtsgang ein und verdrehe mich, um nach hinten zu blicken. Warte ab, bis die 4-5 Autos an mir vorbei sind. Dann: eine Lücke, endlich darf ich mal aus der Parklücke raus.
Ich sage dazu: ich kann ausparken, ich mag es Auto zu fahren und beherrsche die Lehre davon und deren Praxis seit fünf Jahren - unfallfrei. Ich fahre immer vorrausschauend.
Das, was dann kam, hab ich jedoch tatsächlich übersehen.
Ich parke also aus, niemand auf der Straße, kaum will ich vorwärts fahren, indem ich langsam an die rote Ampel rolle, sehe ich ein Auto im Seitenspiegel, das mich links überholt und sich tatsächlich zwischen mich und das an der Ampel stehende Auto quetschen will. Ich schüttle energisch meine Hand - ich zeige keinen Finger oder sonst etwas, das darf man ja nicht, mit der Hand winken ist allerdings noch erlaubt, wenn ich mich recht entsinne.

Bevor ich also mein Recht durchsetze, anhalte und den blöden VW/Audi/BMW-Fahrer (also das Auto war gelb-orange-bronze-metallic) vorlasse, setzt dieser zurück und lässt die Scheibe seines Seitenfensters herunter - und motzt mich erstmal an. "Ja, junge Frau, das nächste Mal gucken Sie mal bitte auch in den Rückspiegel, bla bla raber sülz motz."

Okay. Eine Sekunde leichter Wutschock: Wie bitte??
Als ich ausgeparkt habe, war meilenweit KEIN Auto zu sehen, selbst aus den Seitenstraßen kam NICHTS! Nur weil Herr vielleicht ein wenig zu schnell die Holtenauer entlang gebrettert kam und ich ihn dann wohl durch meinen Ausparkvorgang ausgebremst habe, ja, oh Gott, Skandal. Da zählt es auch nicht, dass die Ampel sowieso rot war und er eh hätte langsamer werden können.

Das ist das Problem bei den männlichen Autofahrern.

Frauen würden sehen: Aha, da parkt jemand aus (gleichzeitig würden sie sehen, dass die Ampel rot ist und sowieso vom Gas gehen - oh und dass an der Ecke wieder der Obststand steht und dass der Himmel blau ist und so weiter - was Frauen eben alles beim Autofahren bemerken), ich werde langsamer und lasse denjenigen ausparken. So.

Männer hingegen reagieren so: Ey, verdammt, da parkt jemand auf MEINER Spur aus, wie kann er/sie es wagen, den/die muss ich gleich mal vollmeckern und darauf hinweisen, dass ich im Recht war.
Männer fahren aggressiv und legen ganz viel Wert darauf, aggressiv zu fahren und zu sein. Wenn man also in die Quere eines Mannes kommt und sich nicht manns-gerecht verhält (da gäbe es zu viele Beispiele, meist zählt aber allein der Grund, dass man sich mit weiblichen Geschlechtsorganen hinters Steuer gesetzt hat), dann gibts auf die Mütze. Und nicht einfach "brüll-das-Lenkrad-an-sei-cholerisch", nein!
Mann bremst den Widersacher aus, fährt gegebenenfalls sogar extra rückwärts, kurbelt das Fenster runter und macht Frau zur Sau. Aber richtig. Ohne Punkt und Komma oder die Chance, sich in irgendeiner Weise rechtfertigen zu können. Bei solchen Konfrontationen hat der Angebrüllte sowieso die Arschkarte gezogen.

Da frage ich mich, warum man soviel Energie für so eine banale Standpauke verwendet.
Zum Mitschreiben: es ist nichts passiert. Ich sehe mich nicht in irgendeiner Schuld, irgendetwas verbrochen zu haben. Manchmal muss man eben kleinere Autolücken nutzen, um überhaupt mal vom Fleck zu kommen - das ist so in der größeren Stadt. Warum also macht sich dieser Mann die Mühe, mich auf meinen angeblichen Fehler hinzuweisen? Warum sind manche Menschen so? Was bringt ihm das, mich erstmal ne Minute anzumotzen, während vor uns die Ampel auf Grün springt und wir den ganzen Verkehr aufhalten?

WAS SOLL DAS?

Können die dann nachts besser schlafen?
Machen sie heimlich Listen zum Abhaken/Striche-machen mit Überschriften wie "Frauen am Steuer beschimpft", "Idioten von der Straße gepustet" oder "Mich im Straßenverkehr durchgesetzt"? Ist das irgendeine neue Art von Sport oder Macht- oder Geschlechterkampf?

Ich bin ein konfliktscheuender Mensch. Ich bin Pazifist. Ich verstehe es einfach nicht, warum sich Menschen anbrüllen, streiten, schlagen, anders unterdrücken und dominieren wollen.

Natürlich rege ich mich auch im Straßenverkehr auf, ja, ich fluche sogar am Steuer, schüttle nicht zu selten meine Hände und mache meiner Wut anders Luft. ABER ich würde niemals die direkte Konfrontation wählen, denn das bringt mir rein gar nichts, wenn ich den alten Mann vor mir zur Schnecke mache, nur weil er in der Fünfzigerzone dreißig fährt. Ich darf meckern, im sicheren Innenraum meines Autos, wo die Worte an Fenstern und Windschutzscheibe abprallen, das macht die Wut erträglicher, schadet aber niemand anderem. (Nachher bin ich noch Schuld, wenn der alte Hütchenfahrer vor lauter Schreck den Löffel abgibt!)

Warum gibt es also Menschen, die andere in ihr Elend mit hineinziehen müssen?

Können die sich keine andere Art der Aggressionsbewältigung suchen? Müssen die irgendetwas kompensieren - wie das Phänomen der Sportwagen und ihrer Besitzer, ganz klischeehaft? Oder wurden sie als Kinder nur gemobbt und müssen ihren angestauten Ärger portionsweise an andere Leute weitergeben?

Ich weiß es nicht.
Eines weiß ich allerdings: es bringt absolut nichts, sich mit den anderen Verkehrsteilnehmern anzulegen. Nur schlechte Laune - und das führt zu wütendem Fahren und zu neuen Konfrontationen (weil plötzlich überall nur noch Bekloppte auf den Straßen fahren...) - ein Teufelskreis.
Man kommt schneller und sicherer und gelassener ans Ziel, wenn man auf andere achtet. Wenn man vorrausschauend fährt und ein Stück weit Verständnis für die Idioten des Straßenverkehrs hat. Offene Konfrontation bringt da überhaupt nichts.

Also, liebe Männer (und genauer gesagt werter VW/Audi/BMW-Fahrer): beim nächsten Mal, wenn jemand einen Fehler macht, egal welcher Art (sei es weiblich Auto zu fahren oder es zu wagen, vor eure Motorhaube zu geraten), brüllt nicht gleich fremde Menschen an, verschwendet kein Benzin beim Rückwärtsfahren und Fensterherunterlassen, haltet den Verkehr nicht auf. Brüllt meinetwegen euer Lenkrad an, haut mit der Faust aufs Armaturenbrett, bis das Navi scheppert, lasst eure Wut über uns "Verkehrspiraten" irgendwie anders raus.
Aber geht nicht gleich auf die Barrikaden. Das bringt nichts. Cholerische Menschen leben nicht sehr lange, das ist statistisch bewiesen. Lasst auch mal locker.
Sofern wir nicht an eurem Kotflügel kleben, ist das alles absolut kein Drama.

Und da frage ich mich doch, warum es Drama Queen heißt...

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